Wollen – Können – Dürfen
Es passiert immer mal wieder und leider viel zu oft: Ein Hausmeister hat eine tolle Idee und setzt sie sofort tatkräftig um. In seiner Begeisterung vergisst er jedoch, dass man auch bei guten Ideen den Dienstweg einhalten muss. Und dann ist der Frust schon vorprogrammiert. Denn statt des erhofften Lobs erhält er einen Tadel.
Er fühlt sich missverstanden. Im schlimmsten Fall kann das sogar dazu führen, dass er sich einen neuen Job sucht. Kenntnisse über den richtigen Arbeitsverlauf und etwas Diplomatie können unnötige Auseinandersetzungen verhindern.
Ein Fall aus dem wirklichen Leben
Der Hausmeister führte seinem Vorgesetzten stolz eine neue Gießanlage vor. Dabei erklärte er ausführlich, dass man damit viel Zeit und Geld sparen kann. Außerdem – so berichtete er stolz – hatte er alles aus Wasserrohren gebaut, die bei einem privaten Umbau zuhause übriggeblieben waren. Er hatte nur für rund 100 Euro ein paar Kleinteile und einen Bewässerungscomputer dazu gekauft. Das Resultat dieses Fleißes und des Erfindungsgeistes des Hausmeisters war beeindruckend. Der Bewässerungscomputer holte sich das Wasser nun aus dem Regenwasserfass, das so gefüllt war, dass das Wasser für vier Wochen reichte. Die Blumen wurden nun regelmäßig automatisch gegossen – auch dann, wenn der Hausmeister im Wochenende oder im Urlaub war.
Der Hausmeister hoffte auf anerkennende Worte. Stattdessen fragte der Vorgesetzte nur, woher er das Geld für die Kleinteile und den Computer hatte. Der Hausmeister hatte die 100 Euro über die Kleinbetragsregelung direkt mit der Stadtkasse abgerechnet. In seinen Augen war das eine vernünftige und schnelle Lösung. Der Vorgesetzte sah das anders und schimpfte: „Das geht so nicht! Dafür ist vorher eine Genehmigung erforderlich. Du kannst das alles wieder ausbauen und bei Dir zu Hause einsetzen. Das Geld musst Du natürlich zurückzahlen!“
Dem Hausmeister war die Enttäuschung anzumerken. Statt eines Lobes ein Tadel! Am anderen Tag flatterte eine Krankmeldung in Haus. Laut der Ehefrau war der enttäuschte Hausmeister an Migräne und Darmentzündung erkrankt. Heute, ein Jahr später, ist diese Anlage im Blumenbeet vor einem Bürogebäude beim neuen Arbeitgeber des Hausmeisters – übrigens ein Stadtrat – im Einsatz. Die Geschichte endete also mit einer Kündigung.
Bei fast jedem Motivationstraining steht der Begriff „Wollen – Können – Dürfen“ auf dem Themenzettel. In diesem Fall hatte „Wollen“ und auch „Können“ gepasst. Aber das „Dürfen“ fehlte. Das war natürlich ein etwas unglücklicher Fehler. Genauso problematisch war jedoch auch die mangelnde Anerkennung der Leistung. Sie beschneidet häufig die Fähigkeiten, die in einem Hausmeister stecken und ist außerdem oft ein Grund für Kündigungen.