4. Januar 2013

Reinigung – Fremdreinigung oder Eigenreinigung

In der Praxis wird die Frage der Privatisierung (F-Reinigung) oder Reprivatisierung (E-Reinigung) von Reinigungsaufgaben häufiger auf Grund von individuellen Entwicklungen entschieden. Wenn z.B. zu wenig eigene Reinigungskräfte zur Verfügung stehen, werden Aufgaben kurzfristig an Unternehmen vergeben oder im umgekehrten Falle, wenn Personalbestand und soziale Gesichtspunkte es gestatten, dass zusätzliche Reinigungsarbeiten vom eigenen Personal übernommen werden können, dann werden Reprivatisierungen (eigenes Reinigungspersonal ersetzt Fremdvergaben) angestrebt. Daher ist hier auch eine zum Teil langfristige Planung erforderlich.

 

Gegen eine einzelfallbezogene Entscheidung ist nichts einzuwenden, die jeweiligen Entscheidungsträger werden sicherlich wissen, weshalb sie diese oder jene Überlegungen anstellen. Aber mit einer langfristigen Planung werden regelmäßig bessere Ergebnisse erzielt. Und kurzfristige Entscheidungen schließen nicht aus, dass eine Nachprüfung und Langzeitplanung im Anschluss an die Entscheidungen angestrebt wird, um entweder den Beschluss zu bestätigen oder zu korrigieren.

 

1. Bestandaufnahme dringend erforderlich

Eine Bestandaufnahme vor einer Entscheidung über F- oder E-Reinigung muss folgende Kriterien herausarbeiten

  1. Reinigungs-Objekte? Was soll gereinigt werden, Boden, Fenster, Flure, Feuchträume, Treppenhäuser, Hochlagen (z.B. Emporen, Lampenschirme, Lüftungsrohre) oder Inventar, Außenbereiche usw.?
  2. Reinigungs-Art, Reinigungsintervalle? Soll eine Besen- und Staubreinigung mit welchen Geräteeinsätzen erfolgen, ist eine Nass-Reinigung erforderlich, wie oft pro Tag/Woche/Monat soll gereinigt, kontrolliert werden?
  3. Reinigungsflächen und Reinigungshäufigkeiten – welche Räume sollen in die Entscheidung einbezogen werden, und wie viel Reinigungsfläche ist pro Woche zu reinigen?
  4. Schließlich müssen auch noch die Kosten für Geräte, Zusatz- und Hilfsmittel eingerechnet werden.

Eine Hilfstabelle soll uns diese Bestandsaufnahme erleichtern – alle Angaben/Werte, die in dieser Tabelle verwendet werden müssen durch eigene Erhebungen und Einträge ersetzt werden. Die Reinigungsleistung z.B. pro Schulraum oder m² hängt von vielen Faktoren ab. Ein paar Beispiele:

Wenn Reinigungsgeräte eingesetzt werden, haben diese unterschiedliche Leistungen, je nach Bodenbeschaffenheit und Verschmutzungsgrad differiert die Reinigungsleistung, Räume mit Nischen, vielen Tischen usw. erschweren die Reinigung und erfordern einen höheren Zeitaufwand.

 

1* Faktor = die angegebene Zahl drückt aus, wie viele  Reinigungs-Stunden für  einen  Reinigungs-Vorgang angesetzt werden. Bei Nr. 1 wird z.B. für einen Klassenraum  eine Reinigungszeit  von  ½  Stunde  für  eine Reinigung angesetzt.
2* Je Woche = die angegebene Zahl zeigt an, wie oft dieser Raum pro Woche gereinigt werden muss. Bei Nr. 1 wird z.B. in jeder Woche dreimal (Montag, Mittwoch und Freitag) planmäßig gereinigt. Fallen Zusatzreinigungen an, dann können dafür an anderer Stelle oder an anderen Tagen Reinigungen entfallen.
3* Anzahl = die Zahl gibt an, wie viele gleiche Objekte (z.B. gleiche Schulräume, gleiche Toilettenräume etc.) es gibt. Bei Nr. 1 sind in diesem Gebäude 24 Schulräume mit in etwa gleichen Vorgaben vorhanden.
4* Summe Wo = die Zahl gibt an, wie viel Wochenstunden für die Reinigung für diese gleichen Objekte kalkuliert werden. Bei Nr. 1 sind in diesem Gebäude je Klassenzimmer 0,5 Std. x 3 Reinigungen pro Woche x 24 Klassenräume Schulräume mit in etwa gleichen Vorgaben. Es ergeben sich 36 Stunden Reinigungszeit für diese 24 Klassenräume pro Woche.
5* Std.-Satz = die Arbeitgeberkosten (Bruttoarbeitslohn +  Arbeitgeberanteile  Sozialversicherungen,  einkalkulierte Ausfallzeiten etc.. Bei Nr. 1 sind in diesem Fall 30 €für Personalkosten je Stunde kalkuliert.
6* PK je Woche = die Personalkosten je Woche – Bei Nr. 1 fallen für die Reinigung von 24 Klassenräumen wöchentliche Personalkosten von 1.080 € an.
7* Lehrerzimmer, Büro = hier werden alle derartigen Räume, auch Aufenthaltsräume zusammengefasst, die Reinigungskraft  entscheidet  selber  über  Reinigungshäufigkeit und Reinigungsintensität. Es werden täglich 2 Std. Reinigungszeit zur Verfügung gestellt und sollen als flexible Gestaltungsmöglichkeit verstanden  und  genutzt  werden.  Das  kann  auch  bedeuten, dass an einem Tag hier keine Zeiten anfallen und  dafür  an  einem  anderen  Tag  die  doppelte  Zeit geleistet  wird.  Flexibilität  ermöglicht  intelligentes  reinigen = bessere Ergebnisse.

 

2. Erschwernisse bei der Reinigung – Kosteneinsparungen?

In jedem Gebäude sind Bereiche leichter oder schwieriger zu reinigen. Mit welchen Mitteln können Reinigungskosten reduziert werden. Hier ein paar Hinweise:

  1. Richtiger Geräteeinsatz – mit guten und den Aufgaben angepassten Geräten können die Reinigungsarbeiten erleichtert und zeitlich reduziert werden. Gut gepflegte Geräte garantieren die volle Leistungskraft der Geräte.
  2. Nano-Versiegelungen u.ä. in Nassräumen – durch geeignete Beschichtungen/Beläge (aufbringen durch bzw. mit Reinigung) kann die Wiederverschmutzung reduziert werden. Hinweis: Verschleißbeschichtungen in Klassenzimmern etc. bringt nur selten gute Erfolge.
  3. Fußmatten in Eingangsbereichen – gute Fußmatten mit mindestens einer Länge von 3 Doppelschritten (jeder Fuß setzt regelmäßig 3 mal auf der Schmutzmatte auf = ca. 5 Meter) kann der Schmutzeintrag ins Gebäude deutlich reduziert werden. Eine der wirkungsvollsten Reinigungshilfen!
  4. Bestuhlungen, Aufstuhlen – die Reinigungskräfte vom ‚Aufstuhlen’ frei stellen. Nur dann wird in den Klassenzimmern gereinigt, wenn die Stühle auf den Tischen aufgestellt sind.
  5. Fensterlüftung – grundsätzliche Empfehlung: Das Reinigungspersonal öffnet keine Fenster, Belüftungen während der Reinigungszeiten erfolgen ausschließlich über offene Türen. Für offen stehende Fenster ist (in Schulhäusern) ausschließlich das Lehrpersonal verantwortlich. Wenn Fensterbänke gereinigt werden sollen, sind diese nicht durch Ablagen belegt und die Vorhänge sind zurückgezogen.
  6. Reinigungshäufigkeit prüfen – mehr Flexibilität bei der Reinigung ermöglicht dem Personal dort zu reinigen, wo dies notwendig ist und dafür an anderer Stelle etwas kürzer zu treten.
  7. Nischen, verstellte Wände, schmale Spalten zwischen Heizkörper und Boden usw. überall dort wo es winkelig und eng zugeht befinden sich ‚Zeitfresser’ und Erschwernisse für die Reinigung.
  8. Abfall-Management – jeder weiß dass dies vorhanden ist, richten sich auch alle danach? Wenn das Reinigungspersonal erst den Müll von anderen sortieren muss, dann ist vieles im Argen!
  9. Wunsch-Box – in einer dafür vorgesehenen und von allen akzeptierten ‚Box’ werden Reinigungshinweise abgelegt. Hier findet das Personal Hinweise wie z.B. Zimmer 18 für zwei Wochen nicht belegt, im Musikraum bitte diese Woche intensiver abstauben usw.

 

3. Leistungsbeschreibung

Egal ob eine Fremdvergabe ansteht, oder die Eigenreinigung überprüft werden soll: Eine möglichst definierte Leistungsbeschreibung hilft allen Beteiligten. Ein Anbieter für Fremdreinigung braucht bei einer guten Leistungsbeschreibung weniger ‚Unsicherheiten’ kalkulieren. Reinigungspersonal mit klaren Vorgaben (auch gewollte Flexibilität ist eine klare Vorgabe) bewegt sich zielsicher und aufgabenorientiert und dadurch effizient. Wichtig ist in jedem Fall eine offene Haltung zu den Vorgaben der Reinigungsintervalle. Klassenräume sollten dreimal oder mindestens zweimal pro Woche gereinigt werden. Selbstverständlich sind Ferienzeiten, Schullandheimaufenthalte, teilweise zusammengelegte Klassen, nur gelegentlich benutzte Fachräume etc. entsprechend (Flexibilität) zu berücksichtigen.

 

4. Reinigungszeiten

Die Raumbelegungen sind meistens eindeutig vorgegeben. Oft können günstige Ergebnisse erzielt werden, wenn die ‚Reinigungszeiten’ möglichst großzügig angeboten werden. Wenn ein Anbieter für sein Personal von 16 bis 18 Uhr einen Auftrag sucht, dann kann er diese Zeitspanne nicht nutzen, wenn die Reinigung von 18 bis 20 Uhr vorgeschrieben wird. Selbstverständlich sollte der Auftraggeber einen Rahmen vorgeben, um Irrtümern vorzubeugen.

 

5. Kontrolle durch Hausmeister

Grundsätzlich ist es HM-Pflicht, die Reinigungsleistungen zu überwachen und zu prüfen. Das bedeutet aber nicht, dass während den Reinigungszeiten HM-Anwesenheit erforderlich ist. Es ist normalerweise und bei vernünftiger Partnerschaft, wenn eine gute Einweisung und dann eine gelegentliche Kontrolle erfolgen. Reklamationen von Nutzern (Lehrerschaft, Verwaltung usw.) sollen direkt an HM gerichtet werden. HM ist Kontaktstelle zum Reinigungspersonal, egal ob E- oder F-Reinigung.

 

6. Sonderreinigungen

In jedem Gebäude gibt es Bereiche und Reinigungsaufgaben die zwar regelmäßig aber in großen Abständen anfallen. Beispiele hierzu: Fenster, Glasbauwände, Überdachungen, Lichtschächte, Bühnen- und Kellerräume, Regenabläufe usw. Es kann hilfreich sein, wenn diese Aufgaben nicht in die allgemeinen Aufgaben eingepackt werden. Als Sonderaufgaben kann hier eine vielleicht kostengünstige und zu einem bestimmten Zeitpunkt individuelle Lösung gefunden werden.

 

7. Reinigungsmittel, Hilfsmittel

Der Fachmann unterscheidet sich vom Laien (auch) dadurch, dass er ‚gutes Handwerkszeug’ hat und richtig einsetzt, dass Unfallverhütungsvorschriften beachtet werden, dass gleichwertige Ergebnisse erzielt werden.

Erstaunlich ist immer wieder, dass Beschaffungen von Geräten und Hilfsmitteln ohne Mitsprache der Leistungsbeteiligten erfolgen. Selbstverständlich soll nicht für jede Aufgabe ein ‚Spezialmittel’ gekauft werden. Ein ‚Allzweckmittel’, wenige Spezialmittel für Flecken, Graffiti etc. und gute Geräte und Werkzeuge sind meistens ausreichend.

Wichtig ist die Lagerung der Reinigungsmittel. Gerüche und Ausdampfungen müssen nicht über die menschlichen Lungen ins Freie transportiert werden. Lüften, Haltbarkeitsdatum und Verarbeitungshinweise sowie Gefahrenklassen beachten! Ganz wichtiger Hinweis: Die Welt verliert nichts, alles was irgendwo ausgeschüttet oder aufgetragen wird, das bleibt als solches Medium erhalten. Es verändert sich die Form. Flüssigkeit kann gasförmig werden usw., aber ein Kilo Substanz bleibt immer ein Kilo, vielleicht in anderer Form und an anderer Stelle.

 

8. Gesundheitshinweise

Hautkrankheiten, Atemwegerkrankungen und Sturzunfälle führen die ‚Hitliste’ der Krankheitsbilder bei HM und Reinigungspersonal an. Da kann man auch gegensteuern!


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